Effilee #56. Frühjahr 2021, Ursula Heinzelmann
H&F Szekszárd Kadarka 2019
Ein Wort genügt: vergnüglich. Okay, vielleicht zwei: höchst vergnüglich. Eine Balance aus feiner Frucht und runder Säure, unprätentiös und durch diskrete herbe Tannine alles andere als banal. Der transparente, hell-rote Wein lässt an Himbeeren, Blaubeeren, Erdbeeren, Brombeeren denken, ein paar Johannisbeeren, vielleicht sogar eine Preiselbeere... Wie ein Dessert namens Fruits rouges, rote Früchte, auf der Terrasse das Café Marly im Louvre: Statt Pâtisserie-Werkelei nur frische Beeren aus etwas Himbeercoulis.
Heimann & Fiai (Söhne), das ist Zoli Heimann, der im elterlichen Weingut in Szekszárd im Süden Ungarns einen neuen Stil entwickelt, mit Kékfrankos und Kadarka. "Werkzeuglos ausgebaut" sagt er in seinem wunderbar ungarischen Deutch, "Nichtsmacherweine." Das ist natürlich bescheidene Tiefstapelei, so Einfaches erfordert Sorgfalt im Weinberg, händische Selektion, die Umstellung aus Bio, und schon Zolis Elterne haben an besseren Rebmaterial vor allem für den Kadarka gearbeitet. Der reift unregelmäßig und ist botrytisanfällig, die Weine sind hell und säurebetont – "Egal", sagt Zoli, "Ich mag das einfach." Es ist eine wahnsinnig gekonnte Gratwanderung, so wenig zu wagen. In Kürze kommt die Einzallagen-Version auf den Markt, Porkoláb-völgy, 2019 erstmal in Tonamphoren ausgebaut, der den Balanceakt noch mehr auf die Spitze treibt.
Ich mag das. Ganz einfach.